Meine Reise in den Norden

~ Für Miriam, Tobi, Hanneli, Christiane, Lisa, Tobi Dellori, Tobo und Helene ~


Neue Länder, neue Städte, Farben, Formen, Natur, Menschen, Freundschaften, Glücksgefühle, Melancholie, Kulturen, Tiere und der Weg zum eigenen Ich.


Diese Worte beschreiben einen Teil meiner Reise. Meine Reise, die mich in den Norden Argentiniens führte. Die mich sogar über die Grenzen hinaus nach Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay führte. 

Die Reise ließ neue Freundschaften entstehen. Ich lernte andere Freiwillige so gut kennen, dass ich sie sehr sehr tief in mein Herz schloss und die Erinnerungen mit ihnen, die wir nun gemeinsam teilen, für immer wie einen Schatz aufbewahren werde. Ich hatte lauter Glücksmomente, die mich El Bolsón und Deutschland vergessen ließen. Ich lernte, was es bedeutet, mit den richtigen Menschen reisen zu können und was es heißt, Fremdes zu entdecken. Ich lernte Argentinien zu schätzen. Ich sammelte neue Erfahrungen, die mich geprägt haben und ich konnte Orte betrachten, die die Natur erschaffen hat und die einen in Erinnerung rufen, wie wahnsinnig vielfältig das Land Argentinien ist.


Nun mein Reisebericht von ganz vorne. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und hoffe euch hiermit in meine Abenteuer mitnehmen zu können!


Am Montag, dem 2. Juli 2018 flog ich von Bariloche nach Buenos Aires. An diesem Tag war das Wetter wunderschön und aus dem Flugzeug konnte man die verschneite Bergwelt von oben bestaunen. 

In Buenos Aires traf ich mich mit Helene, nachdem ich in einem Taxi gesessen hatte, dessen Fahrer bei jeder Ampel einschlief und ich dadurch ziemlich genervt war. 

Helene wieder zu sehen war toll und ich konnte nun den Ort sehen, an dem sie arbeitete. Jedenfalls einen Teil ihrer Zeit. 

In einem ehemaligen Museum probten nun zahlreiche Schüler*innen ihr Instrument und am Ende durfte ich sogar bei den beiden verschiedenen Orchesterproben zuhören. 

Auch sah ich Sarah wieder - ebenfalls eine Freiwillige, mit der Helene nun im selben Projekt arbeitet. 

Am Abend lernte ich Helenes Gastfamilie kennen, die sehr sympathisch war. 


Dienstag, der 3. Juli 2018


An diesem Morgen verabschiedete ich mich schon wieder von Helene und fuhr mit dem Bus nach Rosario. Helene und ich würden am Ende der Ferien nochmal zusammen Zeit verbringen. 

Mit Kopfschmerzen kam ich in Rosario an und bezog ein hübsches Zimmer in einem Hostel. 

Ich beschloss noch bis zur Dunkelheit zwei Sehenswürdigkeiten am Fluss zu erkunden - die Galería de Honor de las Banderas de América/National Flag und  die Basílica Catedral de nuestra Señora - und kochte mir dann mein Abendessen. 


Mittwoch, 4. Juli 2018


In der Nacht hatte ich Schüttelfrost und am nächsten morgen ging es mir immer noch nicht viel besser, sodass ich beschloss, nicht mehr weiter durch Rosario zu laufen und mich dafür etwas zu schonen. 

Um 11:00 Uhr fuhr ich mit dem nächsten Bus nach Córdoba, wo ich in einen kleineren Bus umstieg und in Villa Carlos Paz von Tobias (Freiwilliger) abgeholt wurde. 

Mit seiner Gastschwester fuhren wir dann noch zu einer Stunde Tangounterricht und fuhren anschließend zu Tobias‘ Gastfamilie, wo ich erstmal bleiben würde. 

Sie begrüßten mich sehr herzlich und ich bezog das zweite Bett im Zimmer von Tobias. Wir aßen zusammen noch Empanadas, bevor wir tief und fest einschliefen. 


Donnerstag, 05. Juli 2018


Nachdem ich ausgeschlafen hatte, beschloss ich etwas weiter am Fluss nach unten zu gehen. Der Fluss war sehr hübsch, jedoch lag auch jede Menge Müll am Straßenrand und auf der gegenüberliegenden Seite wohnten etwas ärmere Menschen der Stadt. 

Nach dem Mittagessen trafen Tobi und ich uns mit Miriam (Freiwillige) und gemeinsam liefen wir hinunter an den See und schauten aufs Wasser, während wir uns über alles mögliche austauschten. 

Am frühen Abend fuhren wir mit einem Fahrstuhl hinauf in ein Café und tranken alle drei einen Submarino (heißer Milchschaum, in den man ein Stück Schokolade tut) und genossen den Blick auf die erleuchtete Stadt.


Freitag, der 6. Juli 2018


Der Freitag war der letzte Schultag von Miriam und Tobi und ich durfte mitkommen. 

Ich half an diesem Tag im Kindergarten mit, lernte eine andere Struktur kennen und schaute mir die Schule an. Ich lernte wahnsinnig viele neue Gesichter kennen und genoss den Tag sehr. 

Mir gefiel die Schule richtig gut und fand es total schön, dass ich die Möglichkeit bekommen hatte. 


Am Abend kochten Tobi und ich Königsberger Klopse für seine und Miriams Gastfamilie. Die Idee war super und allen schmeckte das Essen. 

Erst sehr spät gingen wir ins Bett. Ich verabschiedete mich noch am selben Abend von allen und startete am Samstag in das eigentliche Abenteuer.


Samstag, 07. Juli 2018


Miriam und Tobi flogen schon am Morgen dieses Tages nach Salta, ich kam erst am Abend nach. 

Wir begrüßten uns freudestrahlend und machten uns zu dritt auf den Weg in die Stadt von Salta. 

Die beiden hatten schon ein Hostel bezogen, in das ich nun ebenfalls mit einzog. 

Am Abend backten wir zusammen Pfannkuchen, die leider etwas fettig wurden, weil die Pfanne nicht beschichtet war. Doch das störte uns nicht so sehr. 


Sonntag, der 8. Juli 2018


An diesem Morgen machten wir uns zu dritt auf zum Busterminal und kauften uns Fahrkarten nach La Quiaca. La Quiaca liegt im im äußersten Nordwesten von Argentinien. Der Plan war, noch an diesem Tag rüber nach Bolivien zu kommen.

Die Fahrt nach La Quiaca führte durch atemberaubende Gesteinsformationen, die nach jeder Kurve ihre Form und Farbe zu wechseln schienen. Wir sahen Felsen in rot, grün, gelb, braun und wild gemustert. Ich konnte mich kaum satt sehen, an dem, was sich mir bot. 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir in La Quiaca an. Wir staunten, denn das Argentinien, was wir hier sahen, kannten wir so noch gar nicht. 

Traditionell gekleidete Menschen trugen lauter Marktwaren zum Busterminal, wo wir ausgestiegen waren. Sie bauten uns fast ein mit ihren vielen Habseligkeiten. 

Die Menschen selbst waren viel dunkler. Sie hatten braungebrannte Haut und tief schwarze Haare. Außerdem stellten wir fest, dass wir nicht mehr so freundlich aufgenommen wurden, wie wir es sonst gewohnt waren. Wenn man hier die Menschen nach dem Weg fragte, dann bekam man bestenfalls ein müde Antwort, die einem nicht unbedingt viel weiter half. 

Dieses Bild wurde noch klarer, als wir über eine Brücke die Grenze zwischen Argentinien und Bolivien querten. 

Die Stadt, die wir in Bolivien betraten, hieß Villazón. Wir fühlten uns nicht besonders wohl dort. Wir tauschten argentinische Pesos in Bolivianos und machten uns auf die Suche nach einem Hostel. Nach dem wir zwei gesehen hatten, die uns nicht gerade sehr vertrauenswürdig erschienen, bezogen wir ein Hostel, das etwas besser zu sein schien. Villazón liegt auf einer Höhe von 3500 m und das bemerkten wir, als wir in den fünften Stock stiegen, um in unser Zimmer zu ziehen. Wir atmeten viel schneller und ich spürte einen leichten Schwindel. Alles in allem aber vertrugen wir die Höhe recht gut und schon am nächsten Tag, hatten wir uns daran gewöhnt.

Die Nacht im Hostel war eiskalt. Die Klos waren sehr dreckig und die Duschen konnte man vergessen. Trotzdem schliefen wir einigermaßen gut und schmiedeten einen Plan für den darauffolgenden den Tag. 


Montag, der 9. Juli 2018


Den Tag begannen wir mit einem Frühstück, das man kaum hinunter bekam. Wir hatten Brot gekauft, das sich als totaler Fehlkauf herausstellte. Es war komplett trocken und innen hohl. 

Da uns Villazón nicht sehr sympathisch war, beschlossen wir weiter nach Bolivien hineinzufahren. Unsere Wahl fiel auf Tupiza, wo wir kurz darauf mit einem Transportwagen hinfuhren. Wir drei waren die einzigen Ausländer in diesem Gefährt. Vor uns saßen Kinder, Frauen und Männer. Manchmal tauschten wir Blicke aus. Ich staunte noch immer über die traditionelle Kleidung der bolivianischen Frau. Vor allem die älteren Frauen trugen sie. Durchsichtige oder pastellfarbene Strumpfhosen, einen knielangen Faltenrock, der meist farbig gemustert war, eine Bluse, einen Poncho und einen hohen Hut, aus dem zwei lange geflochtene Zöpfe hervorschauten, die hinten zusammengebunden waren. 

Viele Frauen trugen ihre Kinder in bunten Tüchern auf dem Rücken. 

Die Fahrt nach Tupiza war wieder wunderschön! Wir sahen vor allem viele rote Felsen, die verrückte Formen annahmen. Wir fuhren durch ein Felsentor und betrachteten riesige, ausgetrocknete Canyons, die wohl nur im Sommer Wasser führen. Die Gegend selbst ist generell sehr trocken - nur 300 mm Niederschlag fallen hier im Jahr. 

Als wir in Tupiza ankamen, waren wir positiv überrascht. Die Stadt war viel ruhiger und geordneter. 

Als wir von einer netten, etwas rundlicheren Frau angesprochen wurden, beschlossen wir, ihr ins Hostel zu folgen, das wir kurz darauf begeistert bezogen! Wir nahmen ein Zimmer, das wir uns mit weiteren Gästen teilten. 

Einige Augenblicke später standen wir wieder auf der Straße und schauten uns die Stadt an. Wir gingen auf eine kleine Anhöhe und genossen Mate trinkend den Ausblick auf die roten Bergketten, die hinter der Stadt aufragten. Wir machten Fotos und bummelten später über die Märkte. Ich kaufte mir ein typisches Tuch aus Bolivien, wir aßen Hühnchen, kauften eine Papaya und mussten dann unbedingt Cocablätter probieren. In einer Art Kiosk standen zwei riesige Körbe voll damit und die Frau füllte uns beherzt eine ganze Tüte damit voll. 

Cocablätter werden vor allem von den Einheimischen gekaut, da sie gegen die Höhenkrankheit helfen sollen. Coca ist in Bolivien bis zu einer bestimmten Menge legal. Trotzdem werden viele Pflanzen illegal angebaut und weiterverkauft.

Der Tag in Tupiza war sommerlich warm und abends probierten wir dann auf der Terrasse die Cocablätter. 

Wir nahmen ein Blatt in den Mund und zogen den Stängel wieder heraus. Dann kauten wir eine Weile und tauschten unsere Geschmackserlebnisse aus. 

Meine Interpretation war, dass es nach Kürbis irgendwie schmeckte, Tobi war eher der Meinung, es würde nach Schwarztee schmecken und Miriam meinte, dass es so schmecke, wie ihre Haartönung rieche...


Dienstag, der 10. Juli 2018


Den Tag begannen wir mit einem Frühstück aus lauter Obst auf der Terrasse des Hostels in der strahlenden Sonne. Wir probierten alle zum ersten Mal eine echte Papaya und genossen die Frische, die uns das Obst schenkte. 

Danach schlenderten wir nochmal durch die Stadt. Ich bestaunte den fast dunkelblauen Himmel und sah den Rikschas hinterher, die auf den Straßen fuhren. Obwohl ich noch nie in Asien gewesen bin, hatte ich das Gefühl, dass die Rikschas, die dunkleren Menschen mit den schmalen Augen und die vielen bunten Farben einen Hauch Asien mit sich brachten. 

Mittags machten wir uns auf den Weg zur Puerta del Diablo (Zum Teufelstor). Das stellte sich ein bisschen schwieriger heraus, da der erste Weg nach einer Weile von einem Tor versperrt wurde, auf dem stand, dass es sich danach um ein Privatgrundstück handelte. Also kehrten wir um und versuchten einen anderen Weg zu nehmen. Dafür fuhren wir ein Stück mit der Rikscha an den Stadtrand und und folgten dem Weg, der mir von meinem Handy angezeigt wurde. Das klappte wunderbar und schon bald liefen wir durch eine Landschaft voller Steine. Als links riesige rote Gesteinstürme in den Himmel ragten und darunter hohe Kakteen wuchsen, beschlossen wir Fotos zu machen. Wir waren ganz allein und fühlten uns dadurch irgendwie total frei. 

Mehrere Wegbiegungen später erreichten wir rote Gesteinswände, die aus dem Nichts in die Höhe ragten. Bei näherem Hinsehen, sahen wir, dass diese Wände und Säulen aus lauter kleinen Steinen waren, die von etwas Lehmartigen zusammengehalten wurden. Unwirklich erschien uns das.

Dann erreichten wir das Gesteinstor. Zwei hohe schmale Wände bildeten es. Wieder machten wir Fotos und traten bald darauf den Rückweg an. Diesmal gingen wir dann doch durch das Privatgrundstück und es schien keinen zu stören.

Am Abend nahmen wir wieder einen Transportwagen zurück nach Villazón. Die Fahrt war nicht so besonders toll, weil unser Fahrer mit hohem Tempo um die Kurven sauste und Autos kurz vor Kurven überholte. Miriam schlief seelenruhig und irgendwann auch Tobi. Nur ich hatte mal wieder das Gefühl, aufpassen zu müssen und konnte nicht schlafen. 

In Villazón ging es direkt über die Grenze nach Argentinien zurück. 

Als wir unser Busticket direkt nach Salta kaufen wollten, gab es jedoch keine freien Plätze mehr... So mussten wir einen früheren Bus bis nach San Salvador de Juyjuy nehmen, an dem Terminal für drei Stunden warten, während es ordentlich zog und wir alle froren, um dann am frühen Morgen in einen großen Sitz zu fallen, gemütlich zu schlafen und doch etwas übernächtigt in Salta anzukommen...


Mittwoch, der 11. Juli 2018


Am Morgen holten wir in Salta unser Auto ab, das Tobi und Miriam über Kontakte mieten konnten, obwohl wir alle noch nicht 21 Jahre alt waren. Autos kann man normalerweise erst ab 21 Jahren in Argentinien mieten. 

Es klappte alles reibungslos und bevor wir wieder hoch in den Norden fuhren, frühstückten wir erstmal ausführlich in einem netten Café. 

Mit dem Auto fuhren wir eine andere Strecke, als der Bus fuhr. Wir nahmen die schmale Straße, die sich serpentinenartig durch den Urwald schlängelte. Es war wahnsinnig schön, so viel Grün zu sehen. Wir konnten aussteigen, wann wir wollten und die Natur aus der Nähe betrachten. 


Auf der Hinfahrt nach La Quiaca, hatte Miriam die Idee gehabt, Sand in all den verschiedenen Farben zu sammeln und später in ein Glas zu füllen. Das setzten wir tatsächlich um. Vor allem Miriam und Tobi wagten es, auf steilere Hänge zu steigen und wieder eine andere Farbe Sand einzupacken. 


Mittags kamen wir in der Provinz Juyjuy an und bezogen ein hübsches Hostel in der Stadt Tilcara. 

Kurz darauf trafen wir uns mit Hanneli, Christiane und Keighly in deren Hostel. Hanneli und Christiane kenne ich aus Villa La Angostura - ebenfalls Freiwillige, mit denen ich schon öfter etwas unternommen habe. Keighly ist so alt wie wir, kommt aus Deutschland und ist vor ein paar Jahren nach ihrem Freiwilligendienst einfach in Argentinien geblieben und arbeitet nun im Musikprojekt in Villa La Angostura mit den anderen Freiwilligen. 

Zusammen schauten wir uns eine hübsche Feria an und holten Abends einen zweiten Tobias ab. Ich werde ihn hier Tobo nennen - so sein Spitzname. Tobo arbeitet als Freiwilliger in Neuquén, etwas nördlich von Bariloche. Er ist schon etwas älter als wir anderen, aber total korrekt und hat ständig einen Spruch auf Lager. Oft mussten wir über seine so naheliegenden Antworten lachen. 

Gemeinsam aßen wir abends im Hostel von den drei Mädels, hausgemachte Calzone und tauschten uns über unsere bisherigen Reiseerlebnisse aus.

Tobo zog anschließend in unser Hostel und würde sich für die nächsten Tage uns anschließen.


Donnerstag, der 12. Juli 2018


Nach einem netten Frühstück beschlossen Tobi, Tobo, Miriam und ich uns die Ruinenstätte Pucará etwas oberhalb Tilcaras anzuschauen. 

Die Ruinenstätte war noch recht gut erhalten und wir konnten sogar manche alte Häuser betreten. Die Häuser waren Hauptsächlich aus vielen geschickt übereinander gestapelten Steinen gebaut. Das Dach wurde von Kakteenholz gehalten. Kakteenholz ist ziemlich stabil, hat aber viele Löcher und sieht deshalb für mich ganz besonders aus. Manche Mitbringsel werden aus diesem Holz gefertigt - zum Beispiel Lampen. 

Von der Ruinenstätte aus konnte man wieder all die Farben der Berge um uns herum betrachten, was wirklich toll war!

Bevor wir Mittags nach Humahuaca losfuhren sammelten wir den dritten Tobias ein. Mit beiden Tobias‘ hatten wir uns nicht abgesprochen, doch der Zufall wollte es, dass Miriam und ich nun mit drei Tobias‘ in einem Auto saßen. 

Den dritten Tobias werde ich Tobias Dellori nennen - so wie er wirklich heißt. Tobias Dellori kommt aus Bariloche und arbeitet dort als Freiwilliger in der Escuela Waldorf La Semilla. 

Auf der Fahrt nach Humahuaca hörten wir ausgelassen Musik und bezogen dann ein Hostel, das uns der nette Hostelbesitzer Marcelo aus Salta empfohlen hatte. Wir luden unsere Sachen ab und machten uns direkt wieder auf den Weg zu einem besonderen Aussichtspunkt - El Hornocal de 14 Colores.

Wir fuhren mit dem Auto zu fünft über eine Schotterstraße, die sich immer und immer höher schlängelte. Wir sahen Lamas und Eisreste. Kurz sahen wir den Berg mit den 14 Farben aus der Ferne, bevor er wieder hinter einem mächtigen Berg verschwand. 

Dann hatten wir den Parkplatz erreicht. Wir befanden uns hier auf 4350 m Höhe. Trotz dessen ging es uns allen richtig gut. Es war nur ganz schön kalt. 

Vor uns aber konnten wir eine Farbenvielfalt bestaunen, die ich so noch nie gesehen habe. Streifenartig zogen sich die Farben wellenförmig über den uns gegenüberliegenden Berg. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. 

Wir beschlossen ein Stück hinunter auf einen zweiten Aussichtspunkt zu gehen und entdeckten von dort aus sogar etwas weiter unten Blautöne. Unglaublich. 

Wir machten Erinnerungsbilder und mussten dann wieder zurück zum Parkplatz hinauf. Hier merkten wir erst so richtig, was die Höhe mit uns machte. Wir atmeten viel schneller als gewohnt und waren oben fix und fertig, obwohl der Weg nicht sehr lang gewesen war. Wir gönnten uns erstmal wieder einen Mate und leckere Kekse von Tobo. Tobias Dellori kaufte ein warmes Getränk, das nach roten Früchten und ein bisschen wie Marmelade schmeckte. Das teilten wir uns. 

Ein wenig später ging es zurück nach Humahuaca, wo wir uns fast alle einen dieser tollen Wollpullover kauften. 

Abends gingen wir essen und Miriam und Tobi probierten sogar Lamafleisch. 


Freitag, der 13. Juli 2018


An diesem Tag packten wir morgens unsere Sachen und fuhren dann mit dem Auto in das abgelegene Bergdorf Iruya. 

Die Schotterstraße führte erst sehr hoch nach oben - nach dem Pass ging es in vielen Serpentinen in einen Canyon hinein, der kaum Wasser führte. Wieder boten sich uns abstrakte Felsformationen und Farben. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir Iruya und parkten das Auto. Auf dem Parkplatz schlossen wir zwei nette Freundschaften mit zwei neugierigen Eseln, die dort herumstöberten. Dann schauten wir uns das Dorf an. An der Kirche gab es einen kleinen Markt, wo hauptsächlich viele kleine bunte Kartoffeln angeboten wurden. Wir stiegen hinauf auf einen Aussichtspunkt und betrachteten Iruya von oben. Ich fragte mich, wie es sein kann, dass ein solches Dorf mitten im nirgendwo entstehen kann und genoss den Wind, der mir durch die Haare fuhr. Wir besichtigten außerdem einen Friedhof, den lauter bunte Blumen verzierten und schauten uns etwas weiter unten einen Fluss an, der an einer so steilen Wand entlangfloss, dass mir leicht schwindelig wurde, wenn ich nach oben sah. 

Später machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Humahuaca, um nochmal durch die Feria zu gehen. Miriam und ich konnten Tobi überreden wenigstens mal einen dieser tollen Pullover anzuprobieren und als er dann tatsächlich eine schöne Wolljacke anzog, verliebte auch er sich in sie und musste sie kaufen. 

Seit dem liefen wir alle drei fast nur noch in unseren schönen Pullovern herum und gehörten dadurch auf eine schöne Art noch etwas mehr zusammen. 

Als es Dunkel wurde, fuhren wir weiter nach Purmamarca. Dieser Ort liegt wieder etwas südlich von Tilcara. 

Für mich war diese Fahrt am allerschönsten. Wir hörten Musik, sangen ausgelassen mit und fuhren unter einem richtig schönen Sternenhimmel entlang. Ein richtiger Glücksmoment war das. 


In Purmamarca bezogen wir ein neues Hostel und machten die Bekanntschaft mit einem Israeli. 

Die drei Tobis gingen noch kurz in die Stadt, während Miriam und ich uns ausgelassen über alles Mögliche unterhielten. Mit dem Israeli machten wir noch ein Selfie und gingen dann später alle fünf in unsere Betten. 


Samstag, der 14. Juli 2018


Am Morgen kauften wir Äpfel und Backwaren, sowie richtig guten Käse in Purmamarca ein und frühstückten vor dem Hostel. 

Als alles wieder im Auto verstaut war, fuhren wir wieder los. Unser Ziel waren die Salinas Grandes - eine riesige Salzwüste. Wieder fuhren wir wahnsinnig viele Kurven, bevor wir in der Ferne die Salzwüste entdeckten. Eigentlich ist es ein riesiger See, der von einer dicken Salzschicht bedeckt ist. So dick, dass man mit dem Auto darauf fahren kann. 

Dort angekommen, liefen wir überwältigt und freudestrahlend auf die weiße weite Ebene, die sich uns bot und von Bergen in der Ferne umrahmt wurde. Wir nutzen den sonnigen Tag und machten lauter Perspektivfotos. Zum Beispiel setzte sich Tobi im Schneidersitz nach vorne. Miriam und ich liefen dann ein ganzes Stück nach hinten und stellten uns so hin, dass es aussah, als würden wir Tobi etwas ins Ohr flüstern. Die Fotos wurden richtig gut, bloß die Sonne tat unseren Augen nicht gut. Ich war die einzige, die eine Sonnenbrille dabei hatte und lieh sie den anderen vieren abwechselnd. Das strahlende Weiß reflektierte das Sonnenlicht sehr stark, sodass wir uns irgendwann müde ins Auto setzten und noch ein Stück weiter fuhren. Wieder sahen wir grasende Lamas, die bunte Stricke anhatten. Ich finde die Tiere irgendwie total toll. Sie strahlen eine bestimmte Ruhe aus. 


Zurück in Purmamarca verabschiedeten wir uns von Tobo und Tobias Dellori, die nun andere Reiseziele hatten. Mit Miriam und Tobi fuhr ich wieder zurück nach Salta. Auf dem Weg dort hin sammelten wir wieder Sand ein. Als es stockdunkel war, hielten wir einmal an und betrachteten die Sterne. Tobi zeigte Miriam und mir den Skorpion. Ein Sternbild, das ich bis dahin noch gar nicht kannte. 

In Salta angekommen, gingen wir wieder zum Hostel, wo wir die erste Nacht in Salta verbracht hatten. Wir wussten schon, dass wir hier für diese Nacht kein Zimmer mehr bekommen würden, allerdings wollte uns der Hostelbesitzer Marcelo weiterhelfen.

Zusammen stellten wir fest, dass Salta zu 99% ausgebucht war und wir damit keinen Schlafplatz mehr finden würden. 

Letztendlich bot uns Marcelo an, in seinem Büro zu schlafen. So kam es, dass Tobi auf dem schmalen Sofa schlief und Miriam und ich uns eine Matratze teilten. 

Wir bedankten uns tausend mal bei Marcelo für seine Gastfreundschaft und seine Hilfe, denn andernfalls hätten wir im Auto schlafen müssen. Nicht mal Geld wollte er annehmen für diese Nacht. 

An dieser Stelle sieht man einmal mehr, wie herzlich die Argentinier sein können!


Sonntag, der 15. Juli 2018


Morgens mussten wir gezwungenermaßen früh aufstehen, da Marcelo in sein Büro ab 8:00 Uhr musste. Wir zogen in ein Einzelzimmer um. Zuerst lagen Tobi und ich im Bett und versuchten noch etwas zu schlafen, während Miriam duschen ging.

Später ging Tobi duschen und Miriam legte sich zu mir ins Bett. Als Tobi wiederkam, legte er sich einfach auf uns zwei drauf und rutschte in die Mitte. So kam es, dass wir verkuschelt eine ganze Weile so da lagen und die körperliche Nähe genossen. Für mich war es das erste Mal seit fast einem Jahr, dass ich wieder jemanden so dicht an mir spürte und was soll ich sagen - es tat einfach unfassbar gut!

Etwas später zogen wir dann in ein Dreibettzimmer. Nun ging ich duschen und als ich wieder kam, lagen Miriam und Tobi in meinem Bett, wo ich mich wenig später wieder dazulegte. Es war sooo gemütlich und von mir aus hätten wir noch ein ganzes Jahr einfach so da liegen können, unseren gegenseitigen Atem spüren und die Wärme des anderen, das Gefühl zu genießen, verstanden und auf eine freundschaftliche Art geliebt zu werden. 

Ein besonderer Moment.


Leider mussten wir dann doch irgendwann aufstehen, zumal das WM-Finale lief und Tobi es sich unbedingt anschauen wollte. Miriam und ich hatten nichts dagegen mit zu gucken und so gingen wir in ein Restaurant und nahmen am Mittag unsere erste Mahlzeit zu uns. Unser Kellner stellte sich als Deutscher heraus und war richtig nett. Wir redeten deutsch mit ihm und schauten zu, wie Frankreich das Finale gewann. Wir aßen unser Mittagessen, das wirklich gut war und gingen zurück ins Hostel um einen Teil unserer Wäsche zu waschen und in der warmen Sonne aufzuhängen.

Tobi holte später Hanneli vom Terminal ab und mit ihr zusammen gingen wir uns Salta anschauen. Wir bestaunten mehrere katholische Kirchen von innen und außen. Die Kirchen waren in Pastelfarben bemalt und sahen auf eine bestimmte Art irgendwie toll aus. Anders, als die Kirchen, die ich bisher gesehen habe. 

Abends kochten wir dann bei Hanneli im Hostel Spaghetti Bolognese - ein Gericht, das wir alle seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen haben. 

Damit ging ein besonderer Tag zu Ende. Ein Tag, an dem wir nicht viel geschafft, aber an dem wir irgendwie viel weiter zueinander gefunden haben.


Montag, der 16. Juli 2018


Am Morgen gaben wir das Auto zurück, was ohne Probleme funktionierte und fuhren dann zu viert mit Hanneli in einem Remise nach Cafayate weiter in den Südwesten. 

Rote Felsformationen zogen an uns vorbei und staunend betrachteten wir kurz ein natürliches Amphitheater, in das wir aber nicht hineingingen. 

In Cafayate bezogen wir ein richtiges Traum-Hostel und schauten uns etwas später die Stadt an. 

Da in Cafayate jede Menge Wein angebaut wird, beschlossen wir uns ein Weingut anzusehen und stolperten direkt in eine Führung. Wir erfuhren viel über die Herstellung des Weines und nahmen am Ende an einer Weinprobe teil. Das war wirklich irgendwie cool! 

Am Abend kochte ich mit Miriam und Hanneli eine leckere Reis-Gemüsepfanne und dazu tranken wir guten Weißwein aus Cafayate. Einen Rotwein genossen wir dann etwas später am Abend. 


Dienstag, der 17. Juli 2018 (11 Monate in Argentinien)


Der Tag wurde perfekt! Wir schliefen gut, aßen ein leckeres Frühstück aus Obst und typisches Backwaren der Region und beschlossen dann zu den Médanos zu laufen. Die Médanos sind etwas 6km entfernte, riesige Sanddünen. Wir unterhielten uns fröhlich, kitzelten uns hin und wieder und kamen nach einer guten Stunde Fußweg endlich bei den Médanos an. 

Wir liefen auf die Dünen hinauf, ließen uns die Sonne ins Gesicht strahlen und aßen unser Mittagessen im Schatten eines Baumes; Brot mit Palta (Avocado) und Salz, aßen Orangen auf argentinische Art. Tobi zeigte es uns - man knetet die Orange erst ein wenig, sodass sie weicher wird, schneidet an einer oberen Seite die Schale weg und beginnt dann den Saft heraus zu saugen, während man die Orange zusammen drückt. Anschließend bricht man die Orange längs auf und kann so problemlos die Orange ohne viel Geklecker aufessen. 

Danach machten wir unsere Siesta in den Dünen. Dafür legten wir uns einfach oben auf die Düne und ließen uns die Sonne auf den Körper scheinen. 

Leute kamen und gingen, während wir den ganzen Tag im feinen Sand verbrachten. 

Wir rangelten, kitzelten uns, ließen uns alle vier gleichzeitig seitwärts die Dünen hinunter rollen und lachten. Wir beschmissen uns mit Sand, gruben Tobi bis zum Hals ein und machten Fotos. Manchmal bekamen wir merkwürdige Blicke, aber das war uns egal. Wir hatten so viel Spaß und genossen es einfach wir selbst zu sein. Wir legten uns alle mehr oder weniger aufeinander und konnten den Atem eines jeden anderen spüren und rubbelten uns später gegenseitig den Sand wieder von der Haut.

Auf dem Rückweg wurden unsere Gespräche tiefer. Wir vertrauten uns allen gegenseitig. 


Am Abend durften wir noch im Hostel duschen gehen, obwohl wir die Nacht nicht mehr dort schlafen würden. Das war wahnsinnig nett, zumal wir leider unseren ganzen Sand im Bad verstreuten, was uns wirklich leid tat, aber nach einem solchen Tag eben nicht zu vermeiden war... 


Da wir noch Zeit verdödeln mussten, schauten wir, ob wir vielleicht noch zu einer Peña gehen konnten, aber es gab nicht wirklich etwas gutes. Also kauften wir wieder zwei Flaschen Wein und unterhielten uns noch eine ganze Weile lang.

Um 2:15 Uhr nachts fuhren wir mit dem Bus nach Tucumán und außer Hanneli konnte keiner so recht schlafen. Die Fahrt führte in engen Kurven erst über eine Schotterstraße um dann irgendwann wieder zu einer festen Straße zu werden.


Mittwoch, der 18. Juli 2018


Am Morgen kamen wir in Tucumán an und beschlossen einstimmig, dass diese Stadt absolut hässlich ist. Zwei, drei schöne Gebäude konnten wir sehen, doch der Rest bestand aus Hochhäusern und beschmutzten Gemäuern. 

Etwas weiter vom Terminal setzten wir uns in ein Café und frühstückten.

Auf der Suche nach einer Bank, kamen wir in eine volle Straße. Das Stadtbild wurde lebendiger und wir hatten das Gefühl in einer Art Einkaufsmeile zu sein. 

Um 11:30 Uhr setzten wir uns in den nächsten Bus, der uns nach Puerto Iguazú fahren würde. 

Im Bus schlief ich viel und schrieb Gefühle und Erlebnisse nieder. Ein kleines Highlight war das Spiel Bingo, dass mit uns die Busbegleiter spielten. Leider gewann keiner von uns, aber es war irgendwie mega cool von denen!


Donnerstag, der 19. Juli 2018


Nach dem wir am Morgen endlich in Puerto Iguazú ankamen, luden wir unsere Sachen im Hostel ab und machten uns wenig später auf zu den berühmten Cataratas del Iguazú.

Wir beschlossen erst auf die brasilianische Seite zu gehen.

Sommerliche Temperaturen wärmten uns und etwas später sahen wir sie; die Wasserfälle, die wir alle unbedingt sehen wollten! Gewaltige Wassermengen stürzten mehrere Meter über Felsstufen, die in die Höhe ragten, in die Tiefen. Ein großer Regenbogen entstand, als die Sonne in die tausenden Wassertropfen schien, die entstanden, wenn das Wasser hinunterstürzte und auf neues Wasser donnerte. 

Es war wirklich beeindruckend! Außerdem sahen wir Coatís, Nasenbären, die so niedlich waren und überall zwischen den Touristen nach Essen suchten. 

Auf dem Rückweg lernten wir im Bus eine Deutsche kennen, die wir aber kurz darauf aus den Augen verloren, weil unser Bus an der Grenze nicht gewartet hatte, unser Höflichkeitsvisum wie immer bei den Beamten auf Unwissen stieß und es fünfmal länger dauerte, als bei allen anderen. 


Am Abend trafen wir uns mit Lisa aus Villa La Angostura und unterhielten uns noch eine Weile mit ihr.

Im Bad betrachteten wir außerdem noch halb angeekelt, halb staunend eine riesige Kakerlake, die wirklich lange Fühler besaß. 

Außerdem schaute ich, dass ich mich mit Insektenspray einsprühte, da wir uns in einem Gelbfiebergebiet aufhielten und ich und Hanneli keine Schutzimpfung hatten. Auch dem Zika-Virus wollten wir lieber aus dem Weg gehen...


Freitag, der 20. Juli 2018


Wir standen früh auf und machten uns nach einem kurzen Frühstück auf zu der anderen Seite der Cataratas del Iguazú - auf die argentinische Seite. 

Der Morgen war angenehm warm und voller Vorfreude betraten wir den Nationalpark. 

Zuerst liefen wir zu einem ganz kleinen Wasserfall. Wir gingen durch den Urwald und bestaunten die vielen Schmetterlinge, die so anders aussahen, als wir sie aus beispielsweise Deutschland kennen. 

Riesige Lianen hingen von den Bäumen und Tobi spielte mit dem Gedanken, sich daran zu hängen, ließ es dann aber doch, weil sie irgendwie alle nicht wirklich stabil genug waren, um Tarzan zu spielen :) 

Beim kleinen Wasserfall machten wir eine Pause und aßen Äpfel. Auf dem Rückweg sahen wir außerdem noch dunkelblau-gelbe Vögel, die wirklich einzigartig aussahen. 


Auf dem Weg zu den großen Wasserfällen, trafen wir die Deutsche vom Vortag wieder! Sie hieß Lisa und kam aus München. Wir unterhielten uns mit ihr und erzählten, was wir so machten. Wir schossen gemeinsame Fotos vor den herabstürzenden Wassermassen und trennten uns am Ende wieder. Zu viert fuhren wir dann noch zum letzten und größten Wasserfall - mit einer Bahn. 

In der Zwischenzeit war es ziemlich kühl geworden und in unseren leichten Sommersachen fingen wir an zu frieren. In der Bahn rückten wir wie die Pinguine ganz nah zusammen, um wenigstens ein bisschen Körperwärme des anderen abzubekommen. 

Als wir ausstiegen, gingen wir über lauter Brücken immer näher an den größten Wasserfall heran. Einmal blieben wir einfach stehen, umarmten uns und gingen weiter. Die Blicke der anderen interessierten uns nicht. Dann traten wir an das letzte Geländer, wo sich der größte Wasserfall unter unseren Füßen in den Abgrund stürzte. Man sah den Grund nicht mal mehr vor lauter Wassertropfen, die aufgewirbelt wurden, und manchmal mit dem Wind nach oben trieben und unsere Kleidung durchnässten. Aber das war in diesem Moment schon fast egal. Zwar wurde es dadurch nicht unbedingt wärmer, aber der Anblick ließ es uns für kurze Momente einfach vergessen. Dicht zusammen gedrängt schauten wir dem Wasser nach. Manchmal schaute ich einer Formation hinterher, wie sie nach unten in die Tiefe fiel und während sie fiel, schien das Wasser drum herum immer mehr zu werden. Ich versuchte herauszufinden, ob sich manche Formen, die das herabfallende Wasser bildete, wiederholten, doch es schien mir, als sei es wie mit Schneeflocken. Jede Formation sah anders aus, obwohl das Wasser, was von oben kam, immer gleich aussah. 


Am Abend fing es an zu regnen und zu gewittern. Wir vier gingen mit Lisa aus Villa La Angostura Falafel essen und danach standen wir mitten auf dem Bürgersteig dicht im Kreis und versuchten einen Plan zu machen, was wir den restlichen Abend veranstalten wollten. Aus mehreren Gründen fingen wir irgendwann so an zu lachen, dass ich kaum wieder aufhören konnte. Letztendlich tranken Miriam, Tobi, Hanneli und ich zwei Flaschen Weißwein, während Lisa beschloss schlafen zu gehen. Wir saßen gemütlich am Pool - Miriam und Tobi zusammen in der Hängematte und Hanneli und ich auf zwei kleineren Liegestühlen. Wir unterhielten uns über Erlebnisse in Deutschland, über unsere Familien und Gefühle bis Tobi und Miriam einfach einschliefen und Hanneli und ich immer weiter redeten... Irgendwann schafften wir es dann doch noch in unsere Betten, um am nächsten Tag schon früh wieder aufzustehen.


Samstag, der 21. Juli 2018


Der Plan für diesen Tag war, um 8:00 Uhr morgens den Bus nach Paraguay zu nehmen. Wir standen zwar schon zeitig auf, doch trotzdem waren wir zu langsam. Ich und Miriam wollten unbedingt noch den gesammelten Sand in kleine Whiskyflaschen füllen, die wir schon in Cafayate gekauft und den Inhalt ins Waschbecken geschüttet hatten, aber das schafften wir nur noch halb. Um 7:50 rannten wir dann los Richtung Terminal. Tobi wollte schon vorrennen, um die Tickets zu kaufen, ich sagte Hanneli, sie solle mit Miriam und mir laufen, da wir beide nicht zu hundert Prozent den Weg zum Terminal kannten. Doch Hanneli lief dann doch Tobi hinterher und weil Miriam und ich wesentlich unsportlicher als die anderen beiden waren, verloren wir sie aus den Augen, während ich noch mit dem Rucksack die Straße hoch stürmte. Leider ist Puerto Iguazú eine ziemlich hügelige Stadt, was das ganze nicht gerade erleichterte. 

Es kam, wie es kommen musste; Miriam und ich verliefen uns und mussten nach dem Weg fragen. Wir verloren wertvolle Zeit und fanden dann endlich das Terminal, als Hanneli uns schon wieder entgegen gerannt kam. Kurz darauf kam Tobi dazu und rief leider schon zu spät, dass wir den Bus anhalten sollten. Also rannten wir wieder zurück, um den Bus vielleicht noch zu erwischen, doch er fuhr gnadenlos um die Ecke und verschwand. Kurz darauf hielt ein Motorradfahrer und fragte, ob wir zu den Wasserfällen wollen. Wir verneinten und sagten, das wir nach Paraguay wollen. Da sagte er, dass der Bus kurz hinter der Biegung immer eine ganze Weile noch halten würde - und zack rannten wir wieder. Himmel noch mal war das am so frühen Morgen anstrengend. Tatsächlich erreichten wir den Bus noch und stiegen schwer atmend ein. 

Dann fuhren wir nach Paraguay. An der Grenze holten wir uns den Stempel und betraten die paraguayische Stadt Ciudad del Este. Riesige Hochhäuser ragten in den Himmel, große Reklameschilder standen überall und hunderte Menschen drängten sich durch die Straßen, in denen Autofahrer und Motorradtaxis ihren Weg suchten. 

Zuerst stiegen wir jedoch bei der Grenze auf einen Aussichtsturm, um uns ein Bild von oben zu verschaffen. 

Dann gingen wir hinaus in das Getümmel und liefen zu einer etwas anderen Feria. Alle paar Augenblicke, wurde man von Menschen angesprochen, die einem irgendetwas andrehen wollten. Das war wahnsinnig nervig. Tobi machte uns auf die Elektroschocker aufmerksam, die man alle paar Minuten hörte und die Situation recht unentspannt machten. 

Die Wahre, die verkauft wurde, fand ich nicht ansprechend - lauter so billiges Zeug, wo man nicht so recht wusste, wie die Qualität war und ob die Marken gefälscht waren. Wir verloren schnell die Lust daran und beschlossen Mittagessen zu gehen. Wir folgten einem Tipp und gingen in den Supermarkt, wo oben ein Mittagsbuffet aufgebaut war. Also luden wir unsere Teller voll und setzten uns an einen Tisch. Von oben konnten wir auf den Supermarkt schauen, was mal was anderes war ;)

Als ich auf die Uhr schaute, glaubte ich erst gar nicht, was ich sah - es war gerade mal 10:00 Uhr (Argentinien 11:00 Uhr) und wir aßen schon Mittagessen? Wir mussten so lachen, als wir bemerkten, wie wenig wir auf die Zeit geachtet hatten, aber nun war es auch egal. 

Wir aßen fertig und beschlossen über die Grenze zurück nach Brasilien zu gehen, da uns die Ciudad del Este nicht wirklich von den Socken riss. 

Also holten wir uns den Ausreisestempel und fuhren dann mit dem Taxi nach Foz do Iguaçu und waren erstaunlich begeistert, von der viel ruhigeren Stadt. Sie war viel geordneter und als wir eine gemütliche Feria entdeckten, stöberten wir durch die Sachen. 

Wir schauten nach Schmuck und Tobi und Miriam fanden sogar etwas - ein Kleid und eine Hängematte. 

Wir bekamen Lust auf etwas Fruchtiges und kauften uns ein klein wenig später so etwas wie Smoothies. Wir nannten sie aus Spaß Schmusies und veranstalteten mal wieder eine Gruppenumarmung mitten auf der Straße. Ich glaube, dass wir alle etwas auf Kuschelentzug waren :)

Mit dem Bus reisten wir dann aus Brasilien aus und gingen anschließend zu Fuß zur argentinischen Grenze, da der Bus nicht auf uns warten wollte. Es lohnte sich sogar, da ein riesiger Stau nach Argentinien war und wir sämtliche Autos schadenfroh und gut gelaunt überholten. Das war irgendwie echt cool. 

Zurück in Puerto Iguazú, wollte ich mir für den selben Abend ein Busticket nach Buenos Aires kaufen, doch dummerweise war ich schon zu spät dran und musste noch bis zum nächsten Tag mit der Abreise bzw. Weiterreise warten. 

Im Hostel füllte ich den Sand zu Ende in unsere Whiskyflaschen und musste mich dann schweren Herzens von Tobi, Miriam und Hanneli verabschieden. 

Die drei flogen noch am selben Abend mit Lisa nach Córdoba. 

Ich dagegen blieb noch eine Nacht im Hostel. Der Abschied fiel mir so schwer, dass ich erstmal weinen musste. Ich vermisste die drei jetzt schon und telefonierte kurz darauf mit Helene, die mich wieder ein bisschen ablenken konnte. 


Sonntag, der 22. Juli 2018


Am Morgen ging ich duschen und machte mir danach einen Plan, was ich mir den darauffolgenden Tag in Buenos Aires anschauen wollte.

Außerdem quatschte ich mit Larissa, meine beste Freundin in Deutschland, und tauschte mich mit ihr aus. Das war richtig gut. 

Mittags ging ich dann zum Terminal und fuhr um 13:00 Uhr los nach Buenos Aires. Nun sitze ich hier im Bus und schreibe schon einige Zeit meine letzten Erlebnisse auf. Es tut gut all dies nochmal Revue passieren zu lassen und sich an das Erlebte zu erinnern. Es tut gut, Erinnerungen aufzubewahren und sie denjenigen schenken zu können, die all das nicht erlebt haben! 



Je länger ich reise, desto mehr habe ich Lust, immer weiter zu reisen. Immer mehr zu entdecken. Der Wunsch zurück nach Deutschland zu kehren, wird immer kleiner. Auch nach El Bolsón zieht es mich in diesem Moment nicht. Ist das normal? Ich glaube schon. Ich habe mich oft darauf gefreut, zurückzukehren, doch auf der Reise habe ich Menschen kennengelernt, mit denen das Reisen so viel Spaß macht, dass man alles andere vergisst. Man wird immer mehr man selbst und lernt so viel kennen! Die Menschen, mit denen ich reise, machen etwas ganz ähnliches zur gleichen Zeit durch. Erleben das gleiche und das verbindet mehr, als man sich jemals vorstellen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat. 


Über meine Reise mit Helene werde ich im nächsten Eintrag schreiben!

Bis ganz bald ihr Lieben, viele Grüße aus dem Bus irgendwo zwischen Buenos Aires und Iguazú!


Eure Alva








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Kommentare: 1
  • #1

    Siggi (Montag, 23 Juli 2018 11:40)

    Liebe Alva, Eine wunderbare Reise und eine wunderschöne Beschreibung ! Ich kann gut verstehen, dass du gerne immer weiter reisen würdest!
    Liebe Grüße