Der Tod und ein neuer Erdenbürger

Der Tod war das, wovor ich Angst hatte, als ich nach Argentinien aufbrach. Ich hatte Angst, dass ein geliebter Mensch in Deutschland sterben könnte und ich in diesem Moment nicht bei meinen Liebsten sein kann. Ich hatte Angst, dass es mir so ergehen könnte, wie es anderen erging, die ich kennen gelernt habe. 

Vom Tod der Oma von Helene, habe ich kurz berichtet. Genau da, wurde mir wieder klar, was der Tod bedeutet. 

An Silvester starb der Vater von Klaus, davon bekam ich nicht viel mit, zumal ich seinen Vater gar nicht kannte. Aber ich sah, wie weh es Klaus tat. 

Kurz darauf bekam ich die Nachricht von meiner Tante, dass ihre Hündin Amber verstorben war. Amber war eine wirklich tolle Hündin gewesen und es war wirklich traurig, dass ich sie nicht mehr wiedersehen konnte. 

Im argentinischen Herbst starb ein weiteres Familienmitglied von Helene. Ihre Tante. Das war unglaublich traurig und ich musste meine Tränen zurückhalten, als sie mir davon am Telefon berichtete. 

Kurze Zeit darauf kam Loana eines Morgens ins Sekretariat und fragte mich, ob ich wisse, was passiert sei. Ich verneinte die Frage und Loana erzählte mir darauf, dass der Vater (eigentlich Opa - aber die Geschichte werde ich nicht veröffentlichen, da sie im Internet nichts verloren hat) eines Mädchens der 4. Klasse verstorben sei. Ich war geschockt, denn noch ein paar Tage zuvor hatten Loana und ich uns mit ihm über ein Regal für die Bibliothek unterhalten, dass er für die Schule bauen wollte. 

Am Tag darauf fiel die Schule aus - in Gedenken an den Schulvater. 

Vor zwei Wochen etwa, feierte ich mit Loana und ihrem Freund bei Claudia und Klaus Geburtstag (letzter Eintrag). Klaus erzählte aufgebracht davon, dass seine Mutter gestorben war. In Deutschland würden sie zur Beerdigung gehen. 

Das schlimmste geschah letzte Woche Montag. Nachdem ich mich von Loana verabschiedet hatte und ich später zusammen mit Mónica zu meinem Haus fuhr, nannte mich Mónica dreimal hintereinander aus Versehen Loana. Das hatte sie davor noch nie gemacht und kurz bevor ich aussteigen wollte, sagte sie entschuldigend, dass sie die ganze Zeit an Loana denken muss. Ich fragte warum das so sei und dann erzählte sie mir, dass der Freund von Loana sich das Leben genommen hatte. Am Morgen, als ich ganz normal neben Loana saß und wir vergnügt gequatscht hatten.


Ich wusste von Marianos (Loanas Freund) Krankheitsgeschichte, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so schlimm um ihn stand. Unterbewusst war mir aufgefallen, wie wenig er an Klaus‘ Geburtstag geredet hatte, aber ich habe mir keine Gedanken darum gemacht. 


Ich stieg benommen aus dem Auto von Mónica aus und lief die letzten Meter zum Haus. Vor der Tür überkamen mich die Schluchzer und dann weinte ich... Die Nachricht war so furchtbar, weil ich mir die ganze Zeit Loana vorstellte, die in einer viel schlimmeren Situation war. Kurze Zeit vorher war sie erst in das Haus von Mariano mit ihrer Tochter gezogen. 

Ich konnte es einfach nicht fassen, was geschehen war. 


Am nächsten morgen fuhr ich zur Schule, obwohl ich ahnte, dass sie ausfallen würde. So war es dann auch. Eine Familie kam und ich musste ihnen erklären, warum keine Schule war, was ich wirklich nicht gerne tat. 

Ich erzählte meinen Freunden davon und telefonierte mit meinem Vater, was mir wahnsinnig gut tat. 

Dann spielte ich Klavier und konnte damit besser loslassen. 

Der Tag danach war ein Feiertag und ich spürte, dass ich nicht mehr ganz so traurig war. 

Bis zu den Ferien saß ich jeden Morgen alleine im Sekretariat und übernahm Aufgaben von Loana. Zweimal schrieb ich mit ihr und sie erzählte mir, wie unendlich traurig sie ist. Ihre Mutter aus Buenos Aires kümmerte sich um sie und ihre Tochter. 


Am Mittwoch (20. Juni) schrieb mir meine Gastmutter, dass Dante am 19. Juni geboren wurde. Ein Tag nach dem das mit Mariano passiert war. 

Dante ist nun mein dritter Gastbruder. Eine Woche später kehrte meine Gastfamilie zurück und ich durfte ihn kennenlernen. So winzig und zuckersüß. Er hat dunkle Augen und tiefschwarze Haare. Pedro, der mittlere, hat sich in der Zeit, als ich ihn nicht gesehen habe, total entwickelt. Er ist gewachsen und spricht ganz viele Wörter. Es ist total schön mit anzusehen. 


Heute Abend ist das Laternenfest und ich werde euch berichten! 

Morgen beginnt meine Reise in den Norden und auch da werde ich euch auf dem Laufenden halten. 


Ganz viele schöne Grüße aus der Escuela Waldorf Crisol de Micael!


Eure Alva